Bilder wachsen in den Raum

LZ vom 16.02.2011

oc Tosterglope. Der Bollerofen kämpft mit der Kälte, der Becher Tee wärmt, der Schal bleibt um den Hals. Ein Teppich liegt auf dem Boden, ein paar umgedrehte Leinwände stehen an der weißen Wand, ein Regal, ein bisschen Kram. Der leere Raum passt zur Kunst, die Gilta Jansen macht. Denn ihr Atelier auf dem Hof des Kunstraums Tosterglope wird erst dann wichtig, wenn sie ein Projekt konkret angeht. Der Teppich, sagt sie, könnte in Kürze Teil einer Inszenierung werden, in der Gotischen Halle des Celler Schlosses. Gilta Jansen arbeitet raumbezogen, das wird auch bei ihrem Beitrag für den Kunstpreis des Lüneburgischen Landschaftsverbands so sein, am 11. März in Celle.

Seit drei Jahren lebt die Künstlerin in Marienau. Das ist für sie ein bisschen eine Rückkehr, schließlich ist sie in Gedelitz aufgewachsen, einem Dorf mit hohen Eichen und einem Gasthof, dessen Wirt den Saal öffnet, wenn Castorgegner einen Ort zum Schlafen brauchen. Gilta Jansen zog es fort, sie studierte in Braunschweig, lebte in Berlin. "Welcome Home" hieß es für sie im vergangenen Jahr bei einer Ausstellung des Westwendischen Kunstvereins. Dort wurden junge Künstler vorgestellt, die Bezug zum Wendland haben.

"Das Landleben hat etwas Befreiendes", sagt Gilta Jansen. "Man wird hier wirklich wahrgenommen, vielleicht auch, weil ich jung bin und im Wendland viele mittlerweile gealterte Künstler leben." In Gartow hatte die 1979 geborene Gilta Jansen eine Art Parcours aus großen Tafeln errichtet. In die Tafeln waren Buchstaben in Frakturschrift gesägt. Wer lesen wollte, musste sich regelrecht in das Kunstwerk "The Walk" hineinbegeben.

Die Frakturschrift ist ein künstlerisches Element, das Gilta Jansen wiederholt nutzt. "Zuerst stand ich davor und fragte mich: Ist das zu krass? Aber die Fraktur ist interessant, weil sie so bildhaft ist und nebenbei Assoziationen weckt." Einzelne Elemente wie der karierte Stoff, Motive wie das Aufschneiden von Flächen und Materialien aus der Natur kehren in Gilta Jansens Projekten wieder. "Jede Arbeit baut auf die letzte auf."

Gern werden ihre minimalistisch gehaltenen Arbeiten mit Bildern verglichen, die in den Raum wachsen. Diese Werke bewahren eine offene Aussage - "dem Betrachter etwas abzuverlangen, das finde ich schon in Ordnung", sagt Gilta Jansen und betont zugleich, dass ihr das Ästhetische sehr wichtig sei. "Da komme ich dann doch irgendwie aus der Malerei." Als "sinnlich wahrnehmbare Denkräume" bezeichnete die Bremer Kunstvermittlerin Meike Günther die wegen ihres Raumbezugs vergänglichen Arbeiten.

2009 nahm Gilta Jansen ein Stipendium in Stuhr-Heiligenrode wahr. 2010 zeigte sie Projekte in Dannenberg, eines als "Violett Park", unter dem Namen arbeitet sie seit fünf Jahren mit Britta Ebermann. Nach Lüneburg bestehen keine Kontakte. Es müsste dort einen "Off-Raum" geben, in dem man etwas machen kann, meint Gilta Jansen. 2012 aber wird sie gleich neben ihrem Atelier im Kunstraum Tosterglope ausstellen.